Diese Themenseite gilt allein einer bestimmten Selbstauslöser-Reihe und beschreibt deren Entwicklung in chronologischer Folge.

MORAT

Foto: framo-morat.com
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"Ihre Idee – Unser Antrieb" ist auch heute noch der zentrale Leitsatz der Franz Morat Group. Bereits in den Jahren der Firmengründung standen hierbei zunächst Zahnräder für die Uhrenindustrie im Mittelpunkt, gefolgt von vielen weiteren Produkte, darunter fotografische Moment- und Zeitauslöser, oft im Kundenantrag. Es wundert daher nicht, dass die Selbst­­­­auslöser des Familienunternehmens vielen bekannten Marken ähneln, zahlreiche Variationen haben und noch mehr Namen tragen. Mit der Eigenmarke Framex erlangten die Morats auch in dieser Sparte internationalen Erfolg.

1912: FIRMENGRÜNDUNG

Foto: framo-morat.com
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Franz Morat gründete in Eisenberg, einem früheren Berg­werks­ort im Hoch­schwarzwald, die Franz Morat GmbH.
Im Stammhaus auf dem Höchst fertigte er unter anderem Manometer­zeiger­werke und Zählwerke, kleinere Drehteile und Zahnräder für die Uhrenindustrie. Antrieb stand dabei stets im Fokus und mit ihm die Entwicklung eines Unternehmens, das bis zum heutigen Tag den Markt im Bereich Antriebstechnik erfolgreich und innovativ mit­gestaltet.

1923: DIE ERSTEN MOMENTAUSLÖSER

Als Hersteller von Antriebs- und Zahnradtechnik war es in den 20er Jahren fast selbstverständlich, auch Selbstauslöser zu produzieren. Möglicherweise war Franz Morat zu dieser Zeit auch Zulieferer für Heinrich Klapprott, was die Ähnlichkeit zum Autoknips erklären könnte.

Die ersten Momentauslöser von Franz Morat gab es in schwarz lackiert sowie rundum vernickelt. Auffälligster Unter­schied zum Autoknips ist der Signalpunkt als rote, eingelegte Plastikscheibe.

1925: DER ERSTE ZEITAUSLÖSER

Franz Morat stellte nun auch einen Zeitauslöser her. Wie bereits beim ersten Modell sind viele Ähnlichkeiten zum Autoknips vorhanden. Deutlichster Unterschied ist die Lage des Abstellhebels, der sich nicht seitlich am Gehäuse, sondern auf der Frontplatte befindet.

Branchenüblich tragen die Selbstauslöser von Franz Morat keinen Eigennamen und sind in ihrer Gebrauchsanweisung schlicht als ‘Momentauslöser‘ oder ‘Zeitauslöser‘ betitelt. Besteller größerer Mengen konnten jedoch einen eigenen Schriftzug graviert bekommen.

1926: ERWEITERUNGEN

1926 wurde das Stammhaus erstmals erweitert und die Produktion erheblich gesteigert. Dabei bekam der Momentauslöser ein neues Gehäuse und der Zeitauslöser (Modell II) eine vereinfachte Zeitenskala aus bedrucktem Aluminium.

Viele Großabnehmer nutzten die Möglichkeit einer eigenen Beschriftung. Bekannt sind Geräte mit den Namen Balda, Beda, Beta, BSB, Cenei, Embee, EMKA, Errha, Errtee, Hirrlinger, LUC, Nagel, Palma, Pogade, Rehma, WEHA und WK.

1928: EIN WEITERER MOMENTAUSLÖSER

Neben den beiden eckigen Modellen gab es bald auch einen runden Momentauslöser mit der hauseigenen Bezeichnung Modell Ia.

Dieses runde Modell hat deutliche Ähnlichkeit mit einem Photoclip A, besitzt jedoch eine rot eingelegte Plastikscheibe wie bereits das eckige Modell I.

Auch hier sind verschiedene Beschriftungen bekannt. Die häufigste Gravur ist ein K mit sonnenstrahlähnlichen Linien der Firma Luise Kindermann in Berlin, Anbieter photographischer Bedarfsartikel.

1930: ZEITAUSLÖSER 'OMEGA'

Um einen eigenen, patentfähigen Zeitauslöser zu produzieren, beauftragte Franz Morat den Tuttlinger Uhr­macher Adolf Burger mit der Entwicklung einer neuen Technik. Tatsächlich erhielt er für eine Prämie von 3000 RM eine spezielle Konstruktion, die er am 15.06.1930 zum Patent anmeldete.

Der neue Zeitauslöser Omega besaß neben einer kräftigen Spannfunktion eine Reibungsbremse, die ein sanftes Zusammendrücken des Drahtauslösers ermöglichte.

Paul Gössel aus Dresden fühlte ihren Peegee-Zeitauslöser kopiert und legte bereits am nächsten Tag Einspruch ein, dem jedoch nicht stattgegeben wurde.

1931: KONKURRENZKAMPF

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Im Juni 1931 meldete Franz Morat seinen Zeitauslöser Omega nun auch in Frankreich, Großbritannien und in der Schweiz zum Patent an, doch blieb die Nachfrage eher verhalten. Vielleicht lag es an der komplexen Funktion, bei der man u. a. "Nach Einführung des Drahtauslösers in die Greiferschiene C die Nase der Schiene in die seitliche Nute der gespannten Auslöse­schiene E durch Niederdrücken einhaken" sollte. Paul Gössel jedenfalls warb umgehend mit seiner verbesserten Version des Peegee-Zeitauslösers: „Neuheit! Verblüffend einfache Handhabung. Sofortige Bedienung ohne Beschreibung. Größte Vorteile der jetzt auf dem Markt befindlichen.“

Weiterhin sorgten die Verkaufsoffensiven des Hamburger Autoknips und des Bayerischen Favorit für einen deutlichen Wettbewerb.

1932: NEUE MÄRKTE

Foto: framo-morat.com
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Am 27. Januar 1932 wurde das Patent des Omega in Frankreich erteilt. Auf Wunsch seines Vaters brach Franz Morat jun. daraufhin ein Maschinenbaustudium ab und begab sich im Februar 1932 nach Paris, um neue Absatzmärkte zu erschließen und so den durch die Welt­wirtschafts­krise in Schwierigkeiten geratenen Familien­betrieb zu unterstützen.

In den ersten Wochen montierte Morat jun. zunächst auf einem Brett im Hotelzimmer Photo-Selbstauslöser und Zeitschalter für Autowinker, die er vor Ort verkaufte. Mit dem Motorrad und einem Rucksack auf dem Rücken pendelte er dann zwischen Paris und Eisenbach, um neue Einzelteile zu beschaffen.

1932: DIE MARKE FRAMEX

Anfang April 1932 gründete Franz Morat jun. im Pariser Vorort Neuilly-sur-Seine die Firma Framex. Da er noch nicht volljährig war, musste er zur Anmeldung die Unterschrift seines Vaters vorweisen.

Zur weiteren Unterstützung übernahm sein älterer Bruder die Produktion neuer Selbstauslöser der Marke Framex. Hugo hatte bereits 1928 sein Maschinenbau­studium in Karlsruhe erfolgreich abgeschlossen und gründete nun eine eigene feinmechanische Werkstätte, nur 200 Meter vom väterlichen Betrieb entfernt.

1933: ENTWICKLUNG DES 'OMEGA'

Im September 1933 wurde das Patent zum Zeitauslöser Omega nun endlich auch in Deutschland erteilt. Auf dem Zeitauslöser änderte sich entsprechend die Prägung ‘D.R.P.a.‘ in ‘D.R.P.‘ Außerdem wurden die Zahlen der Zeitenscheibe von 6 auf 10 erhöht.

Eine weiteres Detail zeigt ein Problem auf, das letztlich zum Ende dieses Zeitauslösers geführt haben könnte: Bei allen mir bekannten Geräten wurde der vorderseitigen Abstell­hebel versetzt, höchst­wahrscheinlich um ein zufälliges Abrutschen aus dem arretierten Zustand zu vermeiden. Dass es sich hierbei nicht um eine nachträgliche Bastelarbeit handelt, zeigt bei einigen Exemplaren die fehlende Bohrung für die Befestigungsschraube des Abstellhebels an der ursprünglichen Stelle.

1934: ZEITAUSLÖSER 'FRAMEX II'

Hugo Morat entwickelte einen neuen Zeitauslöser, basierend auf die solide Technik des ursprünglichen Zeitauslösers seines Vaters Franz Morat. Der Framex Mod. II hat den Abstellhebel nun wie der Autoknips II seitlich am Gehäuse, jedoch ein stärkeres Uhrwerk.

Weiterhin bekam der bestehende Framex Moment­auslöser ein deutlich verkleinertes Format.

1935: BOXAUSLÖSER 'FRAMEX Ia'

Mit der Popularität einfacher Boxkameras entstand auch die Nachfrage nach einfachen und vor allem billigen Selbstauslösern. Hugo Morat erkannte diesen Bedarf und bot zusätzlich zum Momentauslöser Framex I einen vereinfachten Framex Ia mit dünnerem Gehäuse an. Traditionell konnten Großabnehmer wieder ihren Markennamen eingravieren lassen. Bekannt sind Balda (Max Baldeweg), Embee (Matthias Bäuerle), Errha (Reinhard Haimayer), Hamaphot, Mono (Rudolf Chasté), Errtee (Romain Talbot) und Zeiss Ikon.

1936: EXPANSIONSKURS

Franz Morat jun. war mit dem Verkauf von Framex-Produkten (bereits über 200.000 Selbstauslöser) so erfolgreich, dass er sich einen Buick und ein Sportflugzeug für die regelmäßigen Flüge nach London leisten konnte. Dort gründete er eine weitere Niederlassung für Foto- und Kfz-Zubehör zum europaweiten Vertrieb der Produkte aus Eisenbach.

Die Abbildung zeigt einen Framex Mod. Ia in der Ausführung als Auto-Timer Mod. 0 des Londoner Kameraherstellers Ensign.

1939: KRIEGSFOLGEN

Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zwang Franz Morat jun. seine internationalen Geschäfte einzustellen und nach Deutschland zurückzukehren, um der Internierung zu entgehen.

Nach Kriegsende wurden seine Besitztümer in Paris konfisziert. Gleichzeitig ließ die französische Besatzungs­macht in Eisenbach bis 1948 alle Maschinen abtransportieren.

1948: NEUANFANG

Franz Morat jun. hatte bereits 1943 von seinem Vater die Geschäftsleitung der Franz Morat KG übertragen bekommen und brachte die Firma u.a. mit Rundstrick­maschinen wieder auf die Beine.

Hugo Morat blieb den Framex-Selbstauslösern treu und baute deren Produktion wieder auf, diesmal alle 'Made in Germany'.

1954: 'FRAMEX' DIREKT

Ein Selbstauslöser zum direkten Einschrauben in das Compur­gewinde eines Kameraverschlusses war bereits aus Japan bekannt. In Deutschland setzten Klapprott & Lampe diesen Typ erstmal mit dem Autoknips IV um, Morat mit einem neuen Framex.

Obwohl beide Geräte sehr ähnlich erscheinen, unterscheiden sie sich in vielen Details. Ein besonderer Unterschied ist eine weitere Gegenmutter zur Einstellung des Stößelhubs, so dass die Signalscheibe dem Beobachter bei einer Justierung stets zugewandt bleibt. Hugo Morat ließ dies als DBGM 1680620 schützen.

1959: ENDE DER SELBSTAUSLÖSER

Am 13.03.1959 verstarb Hugo Morat unerwartet. Mit ihm verlor Eisenbach einen brillanter Techniker und hervorragender Fachmann, der ganz in seiner Ingenieurstätigkeit aufging.

Mit seinem Tod wurde die 'Hugo Morat Feinmechanische Werkstätte, Eisenbach' und damit auch die Produktion von Selbstauslösern zum Ende des Jahres eingestellt.

2012: FIRMENJUBILÄUM

Foto: Luftbild Bertram
Foto: Luftbild Bertram

Die Framo Morat feierte 2012 ihr 100-jähriges Bestehen. Aus kleinen Anfängen wurde ein weltweit agierender Spezialist für Antriebs­lösungen.

Obwohl das alte Morat-Stammhaus von 1863 ein Jahr zuvor abgerissen wurde, sind die Wurzeln des Familien­unternehmens noch deutlich erkennbar. Die Jubiläumsbroschüre zeigt auch den Stellenwert ihrer Selbstauslöser.

letzte Änderung: 22.01.19