Diese Themenseite gilt allein einer bestimmten Selbstauslöser-Reihe und beschreibt deren Entwicklung in chronologischer Folge.

ERNEMANN

Bei der Entwicklung von Selbstauslösern war die Firma Ernemann stets ganz vorn. Bekanntestes Modell des Dresdener Kamera­herstellers wurde der Autex, den es ist ganz unterschiedlichen Ausführungen und Funktionsweisen gab und auch noch mit der Zeiss Ikon weiterentwickelt wurde.

1903: ERNEMANN 'AUTO-BOB'

Nachdem Ernemann bereits den Autophotograph von Haake & Albers in Angebot hatten, entwickelte die Dresdener Firma nun eine eigene Version eines aufziehbaren Vorlaufwerks zur Selbstfotografie und geregelten Zeitaufnahme.

Ihr Auto-Bob konnte durch einfaches Anstecken an den Apparat oder den Verschluss befestigt werden. Er wurde gleich in drei Ausführungen angeboten: Mod. A für Ernemann-Magazin-Kameras, Mod. B. für Kameras mit Ernemann-Bob-Verschluss und Mod. C für Ernemann-Klapp-Kameras. Die auf den einzelnen Hebel des Sternes befindlichen Zahlen geben die ungefähre Belichtungszeit an.

1910: ERNEMANN 'AUTEX'

Mit dem Autex entwickelte Ernemann erstmals einen Uhrwerks-Selbstauslöser, der direkt einen Draht­auslöser zusammen­drücken konnte. Das bisherige Gefummel mit dem Auto-Bob gehörte damit der Vergangenheit an. Ein besonderer Blickfang war die große ausklappbare Signal­scheibe, mit der man den Verlauf der Auslösung aus der Ferne beobachten konnte.

Mit seinen 85 Gramm wurde der Autex als „kleines äußerst sinnreich gearbeitetes Präzisionsuhrwerk von denkbar geringen Abmessungen und geringem Gewicht" angeboten. Dieser Beschreibung sollten noch viele Selbstauslöser folgen.

1912: ERNEMANN 'AUTEX II'

Ernemann erweiterte den Autex zum Zeitauslöser: Der neue Autex II trägt auf der Rückseite eine zusätzlichen Stell­scheibe zur Einstellung der gewünschten Belichtungs­zeit. Diese Ergänzung brachte dem Gerät weiterhin die Gravur "D.R.P." (DRP 264582 von 21.09.1912), ein Gewicht von insgesamt 100 Gramm und einen Preis von 18.- Mark.

1913: ERNEMANN 'AUTEX III' und 'AUTEX 0'

In ähnlicher Form, aber gänzlich anderer Technik gab es kurz darauf noch den Fernauslöser Autex III, „ein für höchste Anforderungen berechneter, nur für Momentaufnahmen gerichteter elektrischer Fernauslöser vollkommenster Konstruktion“ mit Trockenbatterie, Seidenlitze, Birnenkontakt und Stecker für stolze 24.- Mark.

Infolge dieser hohen Preise bot Ernemannn dann auch erstmals einen Autex 0 an, der laut Ernemann „zur Verwendung an unseren billigen Kamera-Modellen bestimmt“ war. Dieser war dem Knipsi II recht ähnlich und wurde mit Zünd­schnur und Zelluloidring betrieben, konnte aber auch durch Fadenzug auf größere Entfernung betätigt werden. Sein Preis betrug lediglich 4,50 Mark.

1917: ERNEMANN PHOTOCLIP

Der Autex Momentauslöser wurde zunächst sehr gut verkauft, doch kam mit dem schlankeren Effwee-Autoknips III aus Hamburg eine zunehmende Konkurrenz auf. Als 1916 ein neuer Momentauslöser namens Photoclip in der Schweiz auf den Markt kam, nutzte Ernemann die Gelegenheit und bestellte gleich einen größeren Posten ohne Beschriftung für den eigenen Vertrieb in Deutschland, um in Dresden die Beschriftung ‘Ernemann-Werke A.-G. Dresden‘ anbringen zu lassen. Selbst an die für einen Autex typischen Buchstaben G (Gang) und F (fest) am Abstellhebel wurde gedacht, nicht jedoch an Friedo Wiesenhavern, der mit seinem Rechtsanspruch am DRGM 624 836 seines Effwee-Autoknips III den Verkauf des Photoclip in Deutschland vorerst stoppte.

1918: EIN NEUER 'AUTEX I'

Als im Februar 1918 die Rechte des DRGM am Effwee-Autoknips ausliefen, legte Ernemann mit einer abgespeckten Version seines Autex I nach. Die neue Ausführung war nur noch etwa halb so dick wie sein Vorgänger mit 85g und jetzt mit 58g sogar etwas leichter als sein Konkurrent. Zusätzlich besaß er eine rot lackierte Signalscheibe.

Bereits zwei Jahre später erfolgte eine weitere Überarbeitung.

1919: DIREKTE HEBELWIRKUNG

Nach der Verkleinerung des Uhrwerks versuchte Ernemann nun, ganz auf einen Drahtauslöser verzichten zu können. Hierzu wurde ein gefederter Auslösestift in einem Metallröhrchen direkt auf das Verschlussgewinde geschraubt. Über eine doppelte Hebel­konstruktion kann der gespannte Auslösestift nun von einem einfachen Stück Zündpapier gehalten werden. Beim Abbrennen wirkt die freigesetzte Kraft nun direkt auf den Auslöser. Mit einem zusätzlich angebrachten Faden lässt sich das Modell auch als Fernauslöser verwenden, indem das Papier auch in größerer Entfernung leicht herausgezogen werden kann.

Dieser Selbstauslöser ist lediglich ein Prototyp und diente als Studie eines erstmals direkt anschraubbaren Selbstauslösers. Letztlich wurde der Auslösestift nur mit den Uhrwerks-Selbstauslösern kombiniert.

1920: DER ULTIMATIVE 'AUTEX I'

Eine weitere Überarbeitung des erfolgreichen Ernemann Autex I führt zu einem weiteren Gewichtsverlust von 58g auf nur noch 39g, wobei die grundliegenden Elemente erhalten blieben, allen voran die ovale rot lackierte Signalscheibe.

Ab diesem Modell besitzen alle weiteren Autex auf ihrer Rückseite die Gravur des neuen Warenzeichens, ein dreiteiliges Malteserkreuzgetriebe. Ernemann führte dieses erst kurz zuvor nach der Kooperation mit der Friedrich Krupp AG ein.

1920: EIN NEUER 'AUTEX II'

Mit dem neuen Design des Autex I wurde auch der Zeitauslöser neu aufgelegt. Das alte Modell war bereits mit der Ernemann Liste 375 (1917/18) nicht mehr lieferbar und erfuhr nun eine komplette Überarbeitung. Der neue Autex II besaß nun eine schwarze Zeitenscheibe mit der Einstellmöglichkeit der Belichtungszeit von 0 bis 10 Sekunden und einen höhenverstellbaren Teller für den Drahtauslöser. Die Bestellnummer 829 und Hinweis auf das Patent DRP 264582 blieben unverändert.

1920: EIN WEITERER 'AUTEX 0'

Mit der Neuauflage des Autex 0 erfüllte Ernemann auch wieder die Nachfrage nach einem einfachen Selbstauslöser zum kleinen Preis. Dieser lag bei 3,- RM und war damit nur halb so hoch wie der normale Autex I. Man erhielt hierfür ein optisch gleich aussehendes Gerät, jedoch deutlich dünner und ganz ohne Uhrwerk. Die beim Aufziehen entstehende Federspannung wird über die seitlichen Nasen mit einem Zelluloidring fixiert und kann nun durch eine Zündschnur ausgelöst werden.

1920: ZWEI WEITERE AUSFÜHRUNGEN

Während die neuen Autex weiterhin der klassischen Bauweise zum Anhängen an einen Drahtauslöser entsprachen, erweiterte Ernemann nun sein Programm mit zwei weiteren Ausführungen, die einen Drahtauslöser überflüssig machten. Hierzu wurde der bewegte Greifer für den Drahtauslöser durch eine seitliche Röhre zu einem beweglichen Stift umgeleitet, der nun direkt auf den Kameraverschluss geschraubt wird. Diese Technik wurde als DRGM 745 340 geschützt und beim Autex I und beim Autex II angewendet. Ein weiterer Autex 0 fand kein Interesse.

1920-1926: DAS VOLLE PROGRAMM

Die neuen direkten Autex I und Autex II behielten anfangs ihre Prägungen auf den Geräten und wurden lediglich auf dem Papier als Ausführung II bezeichnet. 1922 wurde die Bezeichnung auf Ausführung a und b geändert und die Prägungen durch Autex 1a, 1b, 2a und 2b ersetzt. Hingegen finden sich auf Kartonetiketten weiterhin römische Ziffern, nun als Autex Ia, Ib, IIa und IIb, während Gebrauchs­anweisungen auch beide Schreibweisen beinhalten können. Erst 1926 erfolgte mit dem Wegfall der direkten Modelle der Wechsel zurück zu der ursprünglichen Bezeichnung Autex I und Autex II.

Ernemanns vollständigstes Programm: Autex 0, Autex 1a, Autex 1b, Autex 2a und Autex 2b
Ernemanns vollständigstes Programm: Autex 0, Autex 1a, Autex 1b, Autex 2a und Autex 2b

1926: GRÜNDUNG DER ZEISS IKON AG

In einer Fusion der Firmen Ernemann (Dresden), Ica (Dresden), Contessa-Nettel (Stuttgart), und Goerz (Berlin) entstand Ende August 1926 die Zeiss Ikon AG. Hierbei wurde das Verkaufsangebot aller Fusionspartner neu bewertet, wobei viele mehrfach vorhandene und unwirtschaftliche Artikel gestrichen wurden. Durchsetzen konnten sich letztlich die beiden Modelle Autex I und II von 1920.

1926: VARIANTEN DES ERNEMANN 'AUTEX I'

Seit September 1926 gab es unter den Fusionspartnern der Zeiss-Ikon einen regen Austausch von Produkten. Bei den Selbst­auslösern war es der Ernemann Autex I. Sowohl Ica als auch Contessa-Nettel nahmen diesen in ihr eigenes Verkaufsprogramm auf und bekamen von Ernemann ihr bestehendes Firmenlogo ‘Ica‘, bzw. ‘CN‘ graviert. Ernemann selbst versah seinen Moment­auslöser bereits mit einem Zeiss-Ikon-Logo, behielt jedoch auch die Bezeichnung Ernemann Autex-I. Erst im März 1927 wurde dieses Durcheinander aufgelöst.

Weiter geht es mit Zeiss-Ikon.

letzte Änderung: 03.05.21