Diese Themenseite gilt allein einer bestimmten Selbstauslöser-Reihe und beschreibt deren Entwicklung in chronologischer Folge.

ALBERT DREXLER

Meine ersten beiden Selbstauslöser kaufte ich im Jahr 1978: einen kleinen schwarz lackierten Boxauslöser namens Favorit und einen großen runden Zeitauslöser mit einem Logo von DBK. Erst viele Jahre später erschloss sich für mich ihre gemeinsame Herkunft. Es war Albert Drexler aus Kochel am See. Dessen kleine Fabrik phototechnischer Neuheiten in Oberbayern errang in den 20er und 30er Jahren einen unverkenn­baren Platz in der Geschichte der Selbstauslöser und nun hier eine eigene Themenseite sowie die Detailbeschreibungen Momentauslöser und Zeitauslöser.

1921: DBK 'CHRONOS' ZEITAUSLÖSER

Albert Drexler aus Kochel am See und Michael Burger aus dem benachbarten Benediktbeuern entwickelten ihren ersten Selbst­auslöser. Neu war der im Gehäuse liegende rote Signalpunkt, der nur im gespannten Zustand sichtbar ist und vor der Aus­lösung vom Aufzughebel verdeckt wird. Nicht neu war der Name Chronos, den die Firma Ernemann bereits für ihren gleich­namigen Kamera­verschluss als Warenzeichen geschützt hatte. Seit August 1921 hieß dieser Selbst­auslöser deshalb schlicht DBK Zeitauslöser.

Der Vertrieb erfolgte in den ersten Monaten über Führer & Cap und damit auch über deren Vertriebswege in die Schweiz, Dänemark und Skandinavien, Holland, Tschechoslowakei und Italien.

1922: DBK 'KNIRPS'

Knirps
Knirps

Nach dem Zeitauslöser entwickelten Drexler & Burger einen Momentauslöser namens Knirps, den sie sich im Februar 1922 als Gebrauchsmuster und Warenzeichnen schützen ließen. Dieses runde Modell besitzt ein ebenfalls rundes Aufzugsrad und einen seitlichen Sperrhebel, den man durch Schnurzug auch zur Fern­auslösung nutzen kann.

1923: DBK NUN OHNE 'B'

Als Michael Burger die Firma verließ, reduzierte sich der Firmenname 'DBK' (Drexler & Burger, Kochel am See) zunächst auf ‘DEKA‘, dann auf ‘DK‘.

Burger arbeitete fortan mit seinem jüngeren Bruder Erich in München zusammen und entwickelte bis Anfang der 60er Jahre hauptsächlich Kameraverschlüsse.

Drexler hingegen stellte seine Selbstauslöser im Mai 1923 auf der Ersten Inter­nationalen Messe für Fotografie und Kinematografie in Turin vor und knüpfte neue Kontakte.

1924: DK 'FERNAR'

Drexlers neuer Partner wurde Franz Bauer aus München, der auch den Generalvertrieb übernahm. Zunächst entwickelten sie gemeinsam einen neuen Zeitauslöser namens Fernar. Die Idee ergab sich durch den seit 1922 auf dem Markt befindlichen Photoclip B, der erstmals ein langsames und damit verschluss­schonendes Zusammen­drücken des eingespannten Draht­auslösers bewirkte. Um bestehendes Patentrecht nicht zu verletzen, spannt sich die Auslöse­schiene jedoch nicht automatisch, sondern muss beim Aufziehen erst nach unten gedrückt und dann bis zum Einrasten nach oben gezogen werden.

1926: DK 'KLEINODAR'

Kleinodar
Kleinodar

Auch Drexlers Momentauslöser erhielt eine Überarbeitung und einen neuen Namen: Kleinodar. Was heutzutage auf den ersten Blick nicht besonders erscheint, war zu seiner Zeit eine kleine Sensation. Mit einer Größe von 37x19 mm und einem Gewicht von 33 g war der Kleinodar der kleinste Selbstauslöser seiner Art. Drexler legte hier ein Format vor, das sechs Jahre als Gebrauchsmuster (DRGM) geschützt blieb, bevor es 1932 auch bei Klapprotts Autoknips I und Morats Framex I übernommen wurde.

1929: DER AUSVERKAUF

Im April 1929 leitete Franz Bauer den Ausverkauf der bisherigen Selbstauslöser ein und inserierte: Offeriere Momentauslöser Kleinodar zu RM 2.- netto. Zeitauslöser Fernar zu RM 4.- netto. Bruttopreis RM 5.50, bzw. 10.- bei Abnahme von mindestens 1 Dutzend jeder Sorte. Füllen Sie jetzt Ihr Lager auf. Nie wiederkehrende Gelegenheit. Lieferung nur gegen Nach­nahme. Franz Bauer, München. Sophienstr. 1."

1929: ZWEI ERSTE FAVORITEN

Favorit I+II
Favorit I+II

Franz Bauer bot die beiden Selbstauslöser nun unter der Marke Favorit an. Der spontan erkennbare Unterschied liegt in der blauen Signalfarbe, beim Kleinodar zusätzlich in der Form der Signalkelle, die nun quadratisch wurde.

Maßgeblicher war, dass Abnehmer größerer Mengen nun auch ihren eigenen Namen anbringen lassen konnten. Neben der Beschriftung Favorit sind daher sowohl Namen von Großhändlern (Adina, AS, Errtee, Frama, Reporter) als auch zum Teil ungewöhnlich lange Namen einzelner Kamerageschäfte bekannt (z. B. 'Fotohaus Ballin & Rabe Halle a. S.', 'Beeze das grosse Fotohaus Leipzig', 'Photohaus Arthur Harke Magdeburg', 'Helfer am Neumarkt Köln', 'Photohaus Max Klinke Berlin', 'Groß-Fotohaus Martin Könnecke Magdeburg', 'Photohaus Krütgen Halle a. S.', 'J. Rodenstock Berlin', 'Photo-Brenner Köln', 'Photo Quabeck Solingen', 'Photohaus Friecke Frankfurt', 'Photohaus Schmeck Aachen', 'Photohaus Chr. Tauber Wiesbaden').

1933: 'FAVORIT' BOXAUSLÖSER

Anfang der 30er Jahre wurden Boxkameras als einfache und preiswerte Knipskiste immer beliebter und mit ihnen die Nachfrage nach gleich­wertigen Selbstauslösern. Albert Drexler reagierte mit einem sehr einfachen Momentauslöser ohne Signalscheibe, der in der schwarz lackierten Ausführung für unter zwei Reichsmark angeboten werden konnte. Die vernickelte Ausführung war nur etwas teurer.

Auch hier konnten Großabnehmer hier ihren eigenen Namen anbringen lassen (Errtee, Frama, Mono, Reporter, Unex, Zeiss Ikon).

1934: SONDERANFERTIGUNGEN

Da nicht alle Boxkameras über einen einheitlichen Drahtauslöser­anschluss verfügten, wurden im Kundenauftrag auch Boxauslöser mit eigens angepasstem Befestigungssystem angefertigt. Diese bestanden aus einem anschraubbaren Halterungsplättchen (Agfa) oder einer speziellen Halteklammer, die den Boxauslöser so fixierten, dass er mit einem speziellen Haken den Auslösehebel direkt bewegen konnte (Balda).

Auch bei diesen Sonderanfertigungen wurde der Verkaufspreis stets unter zwei Reichsmark gehalten.

1941: ENDE DER PRODUKTION

div. Favorit
div. Favorit

Im Laufe der Jahre variierten die Favorit Boxauslöser noch mehrfach in ihrer Ausführung, immer dicht gefolgt von der Konkurrenz Hugo Morat, dessen Box­auslöser sich nur geringfügig unterschieden. Größter Gegner wurde jedoch das Deutsche Reichskriegsministerium, dessen Produktionsverbot für viele zivile Güter auch dem Favorit ein jähes Ende setzte.

letzte Änderung: 23.02.21